Tod auf Raten – Das Ende der Anleihenversicherer und die Kreditkrise

Die Kannibalisierung des weltweiten Neoliberalismus geht weiter. Während sich die erste Welle der Immobilienkrise, der Preisverfall von Häusern in den USA, zur Zeit verlangsamt und vermutlich im Winter einen Boden bilden wird, sterben die Anleiheversicherer nun einen langsamen Tod.

Wenn man ehrlich ist, ist die vermutliche Bodenbildung bei den Immobilienpreisen aber kein positives Signal. Es ist lediglich so, dass es keinen Sinn mehr macht, Häuser zu verkaufen, deren Kaufpreis nicht einmal die Maklerprovision mehr einbringt. Die Branche hat sich praktisch mit einem Totalverlust in diesem Bereich abgefunden, was die letzten Zahlen von Freddie Mac noch einmal deutlich untermalen.

Da Freddie Mac und Fannie Mae praktisch pleite sind, wäre es richtig sie in die Insolvenz zu schicken. Dazu müsste es aber einen starken amerikanischen Präsidenten geben und nicht dieses Auslaufmodell Bush, der als flügellahme Ente nichts mehr bewegen kann.

Die Folge einer solchen Insolvenz wäre ein Großreinemachen in den Büchern von Firmen und Staaten überall in der Welt. Da es aber nicht zur Insolvenz kommt, sind in fast allen Büchern Unmengen von zumindest zweifelhaften Papieren immer noch mit Fantasiewerten ausgewiesen. Diese Werte werden nur zögerlich abgeschrieben, da auch so schon genug abgeschrieben werden muss, was bereits anfängt zu stinken.

Jetzt werden als erstes die Anleiheversicherer wie Zitronen ausgepresst.

Jüngstes Beispiel ist die Einigung zwischen dem zweitgrößten Anleiheversicherer Ambac und der US-Investmentbank Citigroup.

Danach verzichtet die Bank auf den Versicherungsschutz für ein 1,4 Mrd. Euro großes komplexes Wertpapier (Collateralized Debt Obligation, CDO). Ambac, das eine Garantieerklärung für dieses Papier gegeben hatte, leistet im Gegenzug eine Strafzahlung von 850 Mio. $. Aus Sicht der Bank bedeutet das, dass sie sich von dem Anleiheversicherer Geld holt, solange dieser noch welches hat.

Im Klartext bedeutet das, dass die Citygroup darauf verzichtet die ganzen 1,4 Mrd abzuschreiben, dafür aber mehr als 60 Prozent Schadensersatz bekommt. Die Security Capital Assurance (SCA) hat an Merrill Lynch bezahlt, die Financial Security Assurance (FSA) hat zwar noch ihr AAA Rating aber die Spatzen pfeifen von den Dächern, das sie wohl als erste in die Pleite muss.

Auch der MBIA dürfte wohl nicht mehr zu helfen sein. Es wird sich auch niemand zu ihrer Rettung bereit finden, weil es bereits neue unbelastete Anleiheversicherer auf dem Markt gibt, die für Anschlussgeschäfte zur Verfügung stehen. Natürlich reden sich die Anlageversicherer die Welt schön und hoffen durch die Zahlungen zu überleben. Aber spätestens am Ende des Geldes bleibt nur der Tod.

Es geht allerdings munter weiter. Morgan Stanley macht sich daran die Risiken seiner Kunden neu zu überprüfen und will dies in Zukunft monatlich tun. Das was man bisher an Immobilienkrise in den USA kannten, war die Subprime Krise. Dabei ging es um Hypothken an Leute die eigentlich nicht kreditfähig waren.

Wenn Morgan Stanley nun die Regeln für seine Home-Equity Lines of Credit (HELOCs) verschärft und monatlich überprüft, so bedeutet das nur, dass es jetzt auch die Kunden betroffen sind, die zum Zeitpunkt der Kreditvergabe noch als gut situiert und ohne Gefahr galten. Dummerweise aber nagen fallende Aktienkurse und fallende Immobilienpreise gleichzeitig an der Kreditwürdigkeit dieser Kunden. Die Ergebnisse der Überprüfung dürften für ein großes Erschrecken im amerikanischen Mittelstand bis in die Oberschicht bedeuten.

Natürlich werden die anderen Investmentbanken folgen müssen. Folgen aber müssen auch die Kreditkartengesellschaften. Es ist ein offenes Geheimnis, das die Kreditlinien dort insgesamt zu hoch sind. Böse Zungen reden vom dreifachen der zulässigen Verschuldung. Es würde aber niemanden wundern wenn es das sechsfache wäre.

Was aber nützt die Erkenntnis, das immobilienbesicherte Kredite neu bewertet werden müssen. Die Immobilien sind ja kaum zu verkaufen. Also können die Banken nur darauf drängen, das die Kunden Bargeld nachschießen, was wohl zumeist durch die Übertragung von Aktien erfolgen wird. Da aber genau diese Aktien von einem weiteren Kursverfall bedroht sind, müssen sie schnell verkauft werden, was wiederum einen Kursverfall nach sich zieht. Die Krise füttert sich selbst.

Das merken auch die weltweiten Anleger. Die größten davon sind die Versicherungen. Ihre Verluste sind teilweise gigantisch und in vielen Fällen stecken sie noch in Gesellschaften die außerhalb der Bilanz stehen. Ein Verfahren für das die USA gerade die Erlaubnis um ein Jahr verlängert haben, weil man es doch lieber nicht so genau wissen will.

Die Allianz keucht und die American International Group (AIG) wackelt. Im Grunde sind alle Versicherer stark geschwächt und ebenso die Rückversicherer wie Münchner Rück und Hannover Rück. Die teilweise irrealen Gewinnziele sind nicht zu halten, wahrscheinlich werden Verluste auftreten. In diesem Szenario sind aber die Lebensversicherungen, die gerne als zusätzliche Kreditsicherungen benutzt werden, auch stark von der Auszehrung bedroht.

Wieviele Kredite mögen wohl in Deutschland bei Anlegung strenger Regeln schon obsolet sein. Die Banken erhöhen die Kreditvorsorge bereits kräftig. Neue Kredite werden kaum noch vergeben. Natürlich verbietet die deutsche Politik mit ihren seltsamen Experten von Rezession zu sprechen. Tatsächlich befindet sich Deutschland am Anfang einer Rezession.

Allerdings einer seltsamen Rezession. Die Exportumsätze steigen weil, die Menschen in Deutschland immer weniger Lohn, für immer mehr Arbeit bekommen und damit der Traum vom Billiglohnland immer näher rutscht. Aber diese Geschäfte leben von der Entwicklungsleistung der Vergangenheit, während Forschung und Entwicklung, ja schon die bloße Weiterentwicklung der Rendite geopfert werden.

Ein Exportwachstum ist schön, bestimmt aber nur ein Drittel de Wirtschaftsleistung. Die restlichen zwei Drittel müssten aus dem Konsum kommen. Der Konsum kann aber nicht anziehen, da die kleinste Lohnerhöhung Herrn Walter von der Deutschen Bank, dem BDI, dem BDA, dem DIHK und all den anderen neoliberalen Wirtschaftsfaschisten schon zu viel ist.

Da sich der Neoliberalismus international als unfähig gezeigt hat, ist es an der Zeit die neoliberalen Ideen wieder in die Kiste zu packen. Sie sind es nicht einmal wert, das man noch Mottenkugeln hinzugibt. Sollen die Motten sie fressen. Normale Renditen, hohe Löhne und hoher Binnekonsum und eine möglichst weite Teilhabe für alle. Abbau der Subventionen in rascher Folge und ein Steuerrecht das sich seiner Aussnahmen entledigt.

Es wäre einfach, Deutschland und die Welt wieder lebenswert zu machen.

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