Bitte, Bitte kein Wettbewerb für die Privaten Krankenkassen

Jahrelang haben die privaten Krankenversicherer gebarmt, weil es ihrer Meinung nicht genug Wettbewerb gab. Am liebsten hätten sie die solidarischen Versicherungssysteme verboten. Der freie Markt für freie Neolberale galt als die oberste Maxime. Nun rudern sie heftig und unter lautem Wehgeschrei zurück.

Private Krankenversicherungen sind ein gutes Geschäft für die Leute, die sie anbieten. Im Grunde genommen war das deutsche Modell immer besonders simpel. Man versicherte einfach die jungen Gesunden und graulte die alten Kranken zurück in die Sozialversicherung oder nahm ihnen so hohe Beiträge ab, das sie entweder nicht mehr zahlen konnten, oder praktisch auch einen Arzt hätten selbst mieten können.

Aber selbst bei den Gesunden nahm man beim kleinsten Risiko sofort höhere Prämien. Für alles und jedes. Manch einer war schon zum Start teurer versichert als in der Gesetzlichen. Auch ohne Chefarzt und Einzelbett.

Die jungen Gutverdienenden lockte man mit Preisen, die etwas günstiger waren, als die der gesetzlichen und solidarischen Krankenversicherung und konnte sie dann über die Jahre melken, bis sie zahlungsunfähig waren. Sie konnten auch nicht flüchten, da sie nur unter komplizierten Bedingungen wieder in die Gesetzliche durften.

Ein sicheres Geschäft. Die, die nicht mehr bezahlen konnten, weil sich ihre wirtschaftlichen Verhältnisse änderten, blieben eben ohne Krankenversicherung. Ein tolles Geschäft. Die Jungen wurden ja nicht krank, hatten höchstens Unfälle, die dann meist von Unfallversicherungen getragen wurden oder verstarben zügig. Das Sytem ernährte seine Leute gut.

Dann allerdings kam es wie es immer kommt, wenn Neoliberale ein feines, wenn auch gemeines, aber gut laufendes Geschäft am Gange haben. Sie wollten mehr. Die Gier, die erst ein Ende findet wenn der Neoliberale alles hat. Fressen um des Fressens willen. Maul und Arsch ohne jeden Verdauungstrakt.

Das neoliberale Versicherungsglück sollte durch die Zerschlagung der solidarischen Versicherungssysteme komplett werden. Die INSM fasste in den großen Geldtopf, den sie sich vom Steuerzahler füllen lässt und jagte ihre gekauften Experten ins Rennen. Raffelhüschen, Rürup und jeder der einen Titel aufzuweisen hatte, wurde ins Rennen geschickt, um den Menschen die solidarischen Versicherungen zu stehlen.

Da wurde gelogen und gefälscht, das sich die Balken bogen. Die Weissager von Kannegiesser und Mohn/Bertelsmann hämmerten auf das Volk ein und versuchten eine Stimmung zu erzeugen, die der Politik erlaubt hätte, die solidarischen Versicherungen dicht zu machen. Aber es klappte nicht. Das Volk will nicht riestern, weil es weiß, dass es betrogen wird und es will auch nicht in die privaten Krankenversicherungen, weil es eben leben möchte.

Also kürzte man Leisung um Leistung aus der gesetzlichen Krankenversicherung. Führte die IGel-Abzocke ein und versucht immer neue unnötige Leistungen zu gestalten, um sich mit angeblich besseren Leistungen absetzen zu können.

Die Idee war gut, dummerweise haben sie ihre Reformen mit deutschen Politikern gemacht. Die machen zwar weisungsgemäß jedes Gesetz, das die Neoliberalen und das Großkapital bestellen, aber sie sind eben Politiker und damit auch ein wenig blöd. Denn seit dem 1. Juli 2007 müssen auch Personen die zu Risikogruppen zählen in den Standardtarif aufgenommen werden. Dieser Standardtarif umfasstdie Leistungen, die die gesetzlichen Kassen auch erbringen.

Eigentlich war dieser Standardtarif ja als Lockmittel gedacht. Wenig Leistung im Tarif und viel Zusatz drum herum verkaufen. Damit hätte man gut leben und der solidarischen Krankenversicherung das Wasser abgraben können. Funktionierte aber nicht, weil jeder aufgenommen werden muss. Also auch der Arbeiter der aufgrund der Arbeitsbedingungen die Neoliberale so schaffen bereits mit 40 kaputt ist, aber bis 67 arbeiten soll.

Das war gemein. Man wollte in der privaten Krankenversicherung doch keine Kranken, sondern Gesunde die Beitrag zahlen, ohne Gegenleistung zu fordern. Damit war das gesamte Modell gefährdet. Ja schlimmer noch. Plötzlich wollen Ältere die ihre Beiträge nicht mehr zahlen können in diesen Standardtarif. Die Kosten steigen, die Gewinne brechen weg.

Denn wer eine Krankenversicherung für alle bieten muss und sich nicht auf die besserverdienenden Gesunden beschränken kann, hat im Prinzip die gleichen Kosten, wie die gesetzlichen Kassen, schlimmer noch er muss zusätzlich noch hohe Renditen erwirtschaften. Damit wird die PKV unbezahlbar.

In einem Land wo Josef Ackermann 25 Prozent Rendite verlangt, müssen sie genau 25 Prozent teurer als die solidarischen Versicherungen sein, um die Rendite hereinzuholen. Da wurde dann immer von den Verwaltungskosten gesprochen und von den blödsinnigen Leistungen wie Sitzschulungen und Kochkurse der gesetzlichen Kassen.

Witzigerweise sind die Verwaltungskosten eben nicht höher, weil ja keine Provisionen für Versicherungsvertreter und Agenturen anfallen. Dazu kommt das manche zusätzliche Leistung vielleicht doch ein wenig Sinn macht, so unsinnig sie dem Laien auch erscheinen mag, aber im Grunde genommen all diese Leistungen nicht viel Kosten.

So hört man die privaten Krankenkassen schon seit einer geraumen Weile jammern und klagen und ständig werden neue und steigende Mitgliedsbeiträge bei den gesetzlichen Kassen in den neoliberalen Medien thematisiert. Erhöhungen brauchen aber vor allem die PKVs weil ihnen schon jetzt das Geld auszugehen beginnt.

Diese Situation haben die gesetzlichen und solidarischen Krankenversicherungen verstanden und wollen nun ebenfalls Zusatzversicherungen oder Wahltarife anbieten. Eigentlich logisch auf einem freien Markt muss jeder alles anbieten dürften:

Privatkassen gönnen AOK keine Wahltarife

„Wir werden jetzt die Eröffnung des Hauptsacheverfahrens beim zuständigen Sozialgericht beantragen“, sagte ein Sprecher des Verbandes der Privaten Krankenversicherer am Dienstag auf Anfrage des Handelsblatts. Damit geht der seit über einem Jahr andauernde Rechtsstreit in eine neue Runde.

Die AOK Rheinland/Hamburg bietet ihren drei Millionen Versicherten bereits seit dem Frühjahr 2007 die Möglichkeit, sich gegen einen geringen Aufpreis besser zu versichern. Dabei nutzt sie eine neue Bestimmung im Sozialgesetzbuch. Wer im Krankenhaus wie ein Privatversicherter im Einbettzimmer liegen will, muss je nach Alter zwischen 7,80 und 85,20 Euro zuzahlen. Bei teurem Zahnersatz erhalten Versicherte der AOK-Rheinland mehr Geld von der Kasse zurück, wenn sie ihren Monatsbeitrag um 2,10 Euro bis 19,10 Euro aufstocken. Eine Auslandsversicherung kostet zwischen 50 Cents und einem Euro.

Wer den Wahltarif wählt, muss sich aber verpflichten, mindestens drei Jahre bei der AOK zu bleiben. „Ohne diese Verpflichtung würden sich die Tarife nicht rechnen“, sagt AOK-Chef Wilfried Jacobs. Außerdem halte die Kasse so gut Verdienende in der AOK, die sonst vielleicht zu einer Privatversicherung wechseln würden.

Wie bitte. Die AOK macht Wettbewerb gegen die privaten Kassen der neoliberalen Abzocker. Ja dürfen die das denn. Das muss denen doch jemand verbieten. Die können doch nicht einfach Markt machen. Markt gibt es nur wenn er gut für die Neoliberalen ist, aber doch nicht wenn er anderen nützt. Da ist der Gesetzgeber gefragt. Das muss verboten werden.

Die Privaten Krankenversicherer (PKV) sieht sich dagegen durch die Spezialtarife in ihrem ureigensten Geschäftsfeld bedroht. Das Einbettzimmer im Krankenhaus sei eine klassische PKV-Leistung. Das gleiche gelte für Zahnersatztarife und die Auslandskrankenversicherung. Derartige Zusatzversicherungen dürfe die AOK daher nur vermitteln, nicht aber selbst anbieten, argumentiert der Verband. So stehe es schließlich auch im Sozialgesetzbuch.

Indem sich die AOK-Rheinland darüber hinwegsetze, überschreite sie ihren gesetzlichen Leistungsauftrag.

Ja so kennt man die Neoliberalen. Marktradikal bis jemand auf dem Markt mit ihren Waffen gegen sie selbst antritt. Dann ist Markt unfair. Dann ist Markt gemein. Dann darf es keinen Markt geben. Dann ist der gesetzliche Leistungsauftrag überschritten. Was für Weicheier dieses neoliberale Pack.

So wie sich Josef Ackermann seine Rendite über die IKB vom Steuerzahler holen musste, zeigen die privaten Krankenversicherer jetzt ganz deutlich das sie auf einem freien Markt zu gleichen Bedingungen mit den gesetzlichen Krankenversicherungen nicht konkurrieren können. Sie sind einfach unfähig, wie der ganze Neoliberalismus. Sie können es nicht. Also sollen sie es lassen.

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